„Solides Auto, genügend Platz über dem Kopf, ... Wir sind wieder in Südafrika und blicken gebannt auf einen holprigen Pfad in die Tiefe. Der Sanipass ist die drittsteilste Passstraße der Welt und überwindet auf 6,5 Kilometern 1.330 Höhen meter. Der Pfad darf nur mit Fahrzeugen mit Allradantrieb befahren werden. Im Schritttempo lassen wir den JIMNY durch die ersten Serpentinen rollen. Sie führen am Talschluss steil den Hang hinunter. Melanie hält im Fond des Wagens unser Gepäck in Zaum. Der weite Blick durch das Tal ist beeindruckend. Es sind kaum Bäume zu sehen, dafür ist die wellige Geländeform im Detail sichtbar. Die Schatten der Wolken wandern schnell über die grünen Hügel, es scheint sich ein Gewitter zusammenzubrauen. Wir müssen uns beeilen, denn die Fahrt über den Sanipass könnte sonst gefährlich werden. Mit starkem Regen steigt die Steinschlaggefahr, Passagen sind überflutet und die Fahrt über die Piste wird zur Rutschpartie. Besonders fasziniert uns, dass sich während eines Roadtrips durch Südafrika Landschaft und Klima innerhalb kurzer Zeit ändern. Eben noch im Gebirge, führt unsere Fahrt kurze Zeit später weiter an die Küste. In St. Lucia herrscht subtropisches Klima. Hier sind die Flusspferde die berühmtesten Einwohner. In der Nacht durchforsten sie die Dorfstraßen und Vorgärten auf der Suche nach Essbarem. Den Tag verbringen sie im Fluss, um den Körper zu kühlen. Dort wirken sie eher plump und unbeweglich. Aber der Schein trügt, sie können bis zu fünfzig Stundenkilometer schnell laufen. Diese Geschwindigkeit halten sie allerdings nur wenige hundert Meter durch, wir beschließen, ihnen trotzdem besser nicht zu nahe zu kommen. „Vorsicht Flusspferde, Haie und Krokodile“ ist auf dem Schild am Eingang zum Strand von St. Lucia zu lesen. Etwas von der Flussmündung entfernt vergnügen sich trotzdem Familien im Meer. Der Wind weht beständig und Jürgen entscheidet sich kurzerhand zu einer Kite-Session. In wenigen Minuten sind Kiteschirm und Board einsatzbereit und Jürgen springt über die Wellen. Am Strand interessieren sich nun alle nur noch für den „Mann am blauen Schirm“ und blicken gebannt aufs Meer hinaus. Wir erfahren, dass einige Bewohner eines Zulu- Dorfs hierher einen Ausflug unternehmen und das erste Mal das Meer sehen. Genauso beeindruckt wie die Zulus vom blauen Meer sind andere Südafrikaner von unserem blauen JIMNY. Während Tankstopps und bei unseren Unterkünften müssen wir einige Interessierte unter die Motorhaube blicken lassen. Viele sind von der kompakten Größe des Fahrzeugs fasziniert. Manche wollen es auch ganz genau wissen, wie zum Beispiel der Geologe Paul. Eine halbe Stunde lang probiert er alle Features unseres Geländewagens durch. „Solides Auto, genügend Platz über dem Kopf, ja … I like it“, hören wir ihn murmeln. Von St. Lucia führt unser Roadtrip über Durban und entlang der Wild Coast weiter Richtung Süden. Kurz vor Port Edward blendet hinter uns ein Fahrzeug ständig auf. Wir sind zuerst irritiert, der Fahrer schwenkt aufgeregt seine Arme. Die Fahrt in unserem Auto fühlt sich etwas schwammig an. Wir haben eine Reifenpanne! Zum Glück ist unser Suzuki JIMNY mit einem Ersatzreifen ausgestattet, so können wir innerhalb von zwanzig Minuten den Schaden beheben und weiterfahren. Am nächsten Tag lassen wir den Reifen in einer Werkstätte flicken und sind für mögliche weitere Reifenpannen gerüstet. Ein platter Reifen ist während eines Südafrika-Roadtrips nichts Ungewöhnliches. Viele sind der Meinung, ein Reifenschaden gehört hier zum Reiseerlebnis dazu. Richtung Süden führt die Reise weiter durch die Transkei. Hierher verirren sich nur wenige Touristen. In diesem Gebiet leben hauptsächlich Xhosa. Die Mitglieder dieses südafrikanischen Volksstamms sind sofort durch die Klicklaute in der Sprache zu erkennen. Richtung Hogsback führt unsere Reise wieder von der Küste ins Gebirge. Über eine Schotterstraße erreichen wir das auf Tausend Höhenmetern gelegene Dorf Elundini. Hier verbringen wir die Nächte in einem Rondavel. Das Lehmhaus mit nur einem Schlafraum hat einen kreisrunden Grundriss und ist mit Schilf gedeckt, eine typische Hausform im südlichen Afrika. Bei einem Rundgang durch den Ort wird uns erklärt, dass ein Haus erst mit einem Rondavel, zumindest als Anbau, komplett fertig sei. Ein Wunschtraum, der für viele Einwohner in Elundini wegen der fehlenden Geldmittel nicht in Erfüllung gehen wird. Neugierig laufen Kinder auf der Dorfstraße unserem blauen JIMNY nach. Wir müssen ein paar Ehrenrunden über die staubigen Straßen machen, jeder möchte einmal mitfahren. Im Gegenzug dürfen wir auch etwas über das einfache Dorfleben lernen. Wir sind im Haus von Primrose zu Gast. Sie zeigt Melanie und Jürgen ihren Arbeitsalltag. Erst wird der Teig für das Brot vorbereitet, dann gehen sie gemeinsam in den Wald, um Holz zu sammeln. Nach zwei Stunden ist der Teig aufgegangen und kleine Brötchen werden geformt. Mit Weizenmehl, Hefe, Wasser und Salz schmecken sie so ähnlich wie ein Brötchen aus Pizzateig. Beim Rösten über offenem Feuer beginnen die Teiglinge herrlich zu duften. Primrose kocht seit kurzer Zeit auch auf einem Elektroherd. Erst seit dem Jahr 2014 ist das Dorf Elundini mit Strom versorgt. … I like it“, hören wir ihn murmeln. 42 Way of Life
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