WE ARE SUZUKI: HELMUT PLETZER Helmut, wie war Dein Weg in die Autobranche vom Einstieg bis zum Präsidenten von Suzuki Austria? Ich wurde, da meine Eltern ein Autohaus in Salzburg betrieben, praktisch in die Branche hineingeboren. Ich konnte mit dem Besuch der HTL in Steyr eine entsprechende Ausbildung erfahren und in weiterer Folge ein Wirtschaftskolleg in Wien absolvieren. Der erste Schritt war ein Praktikum in der Rennsportabteilung von Schnitzer in Freilassing, wo ich u. a. an den Tourenwagen von Willi Siller, Wolfgang May und Urs Zondler schrauben durfte. Ich entdeckte aber trotz der technischen Ausbildung bald meine Freude am Verkauf und durchlief dann mehrere Jobs im elterlichen Betrieb. Nach wirtschaftlichen Problemen stieg ich kurzfristig ins Sportmanagement ein und leitete über einige Jahre das Jugendtraining und Management des Eishockeyclubs Salzburger EC. 1985 ging ich zu BMW Austria in die strategische Händlernetzentwicklung, 1987 wechselte ich als Händlerkoordinator zu Peugeot Österreich und übernahm mit 1. Jänner 1992 die Verkaufsleitung von Hyundai Österreich. Das war wegen des Neuaufbaus einer Organisation eine sehr interessante Tätigkeit. Wir konnten in nicht einmal zehn Monaten ein Händlernetz von 68 Händlern aufstellen, das war eine Topleistung und eine wunderbare, extrem spannende Zeit. Als Salzburger ging es im Spätsommer 1998 wieder zurück in die Heimat zu Suzuki Austria und ich übernahm die Verkaufsleitung für Automobile. 2001 wurde ich General Manager Verkauf Auto und Motorräder und im Frühjahr 2005 Geschäftsführer-Stellvertreter, nun bin ich seit November Präsident und Geschäftsführer. Was ändert sich damit für Dich – außer dass es vermutlich noch mehr zu tun geben wird? Die Verantwortung dem Werk gegenüber ist noch größer. Ich bin der erste Ansprechpartner in der Kommunikation mit unseren Werken in Japan bzw. Ungarn. Für das Tagesgeschäft war ich auch bisher schon verantwortlich, die volle Verantwortung gegenüber der Mutterfirma trägt aber immer der Präsident. Meine Reisen nach Frankfurt, Brüssel oder Japan zu internationalen Meetings werden wohl mehr werden. Ich bin jetzt 63, und ich möchte meine neue Funktion schon noch einen entsprechenden Zeitraum ausfüllen. Wie ist die durchschnittliche Suzuki-Händlerrendite in Österreich? Die liegt bei uns sehr hoch. Laut Markenmonitor, einer Umfrage des Bundesgremiums der Wirtschaftskammer, erwirtschaften unsere Händler eine Durchschnittsrendite von 2,4 Prozent, das ist gemeinsam mit BMW der Topwert in der Branche! Ist das Händlernetz flächendeckend? Wir haben noch weiße Flecken im Innviertel und in Mödling, da werden wir in den nächsten Monaten akquirieren. Aber insgesamt steht unser Netz. Aktuell haben wir 151 topmotivierte Verkaufsstützpunkte. Es werden aber noch einige dazukommen. Wie schaut die Verkaufsbilanz 2017 bei den Automobilen aus? Wir haben mit 8.223 verkauften Neufahrzeugen gegenüber 2016 ein Plus von über 30 Prozent vorzuweisen. Im reinen Privatkundenmarkt (Flottengeschäfte ausgenommen) sogar eine Steigerung von über 40 Prozent. Ein fantastisches Ergebnis. Zurückzuführen ist die Entwicklung auf drei Faktoren: Das ist die Entwicklung unserer Produkte, die Begehrlichkeit ist vorhanden, unsere Kernkompetenz im Allrad- und Kleinwagensegment und dass wir ein Top-Händlernetz haben. Dazu kommt natürlich die verbesserte wirtschaftliche Situation, die die Menschen wieder investieren lässt. Du warst ja selbst hobbymäßig im Motorsport aktiv. Was bringt der Motorsport Suzuki? Motorsport hat mich persönlich seit dem Schnitzer-Praktikum sehr bewegt. Begonnen habe ich dann mit meinem lieben Freund Sepp Haider, den ich aus der Skifahrerzeit kannte. Wir trieben unsere Geräte – der Sepp seinen Käfer und ich meine Alpine – nächtens über den winterlich verschneiten Filzensattel. Leider schrottete ich dann meine Alpine, damit waren die Rallyeambitionen vorbei. Später, 1976, ging ich auf die Rundstrecke und machte erste Erfahrungen im Renault-5-Cup. Später wechselte ich in die Tourenwagen-Staatsmeisterschaft.
WE ARE SUZUKI: HELMUT PLETZER Und wie kam es dann zum Suzuki Cup? Durch die Verbindung zum Amstettner Suzuki Händler und Rallyepiloten Martin Zellhofer. Der übernahm die Organisation und Promotion des Cups, den es 2018 schon das 15. Jahr gibt. Mittlerweile haben sich die ungarischen Kollegen angeschlossen, wir fahren in Österreich, Ungarn, Tschechien, der Slowakei und heuer erstmals auch in Italien. Das Teilnehmerfeld ist mittlerweile international und darauf sind wir stolz. Wir stellten auf der Vienna Auto Show ja den neuen SWIFT Sport vor, der ab 2019 im Cup eingesetzt wird – der wird standhafte 180 PS leisten. Die bisherigen SWIFT werden ab 2019 in einer B- Wertung im selben Rennen mitfahren können. Das Prinzip des leistbaren Motorsports unter gleichen Voraussetzungen wird sich nicht ändern. Und der Cup wird keine reine Nachwuchsserie sein, sondern er steht allen offen. Du hast schon sportliche Aktivitäten neben dem Motorsport erwähnt. Du warst ziemlich vielseitig? Es begann eigentlich alles im Schwimmverein und beim Skifahren – Sportarten, die auch mein Vater ausübte. Durch ihn kam ich zu beiden Sportarten, hatte auf Bezirks- und Landesebene als Schüler und Jugendlicher gute Erfolge, im Schwimmen sogar Staffel-Landesmeister, später beim Wasserball, SC Delphin, spielte ich in der Staatsliga A. Im Skifahren brachte ich es zu Starts in kleineren FIS-Rennen. Aber da wurde die Luft für mich schon sehr, sehr dünn. Daneben spielten wir schon als Kinder auf den Schallmooser Torfweihern Eishockey. Dann kam die Idee, in einem Verein zu spielen, und ich begann in Salzburg. Nach meiner Zeit in Steyr schloss ich mich in Salzburg dem Regionalligaclub Paris Lodron an und spielte für den viele Jahre als Verteidiger. Als ich 1987 beruflich zu Peugeot nach Wien kam, wechselte ich zum EC Hirschstetten und später zum EC Donaustadt in die Nationalliga. Hier spielte ich gemeinsam mit Radoslav Svoboda, 1985 mit der Tschechoslowakei Weltmeister, und Peter Heinrich, Vater von Red Bull-Verteidiger Dominique Heinrich. Trotz einiger Verletzungen war es eine wunderschöne Zeit und hat mir immer riesigen Spaß gemacht. Was kommt von Suzuki in den nächsten Jahren? Im Herbst 2018 werden wir den neuen JIMNY präsentieren. Ein echter Hardcore-Geländewagen mit Untersetzung, so wie seine Vorgänger. Das Design ist retroausgerichtet. Für mich sieht er wie eine kleine Mischung aus Jeep Wrangler und Mercedes G aus. Zudem werden bestehende Modelle weiterentwickelt. Bei den Motoren entwickelt Suzuki weiter in Richtung Hybrid, Downsizing und Turbo-Direkteinspritzern. Diesel wird es weiterhin geben, aber der Fokus liegt eindeutig auf Benzin bzw. Hybridtechnologie. Bei den Motorrädern liegt die Betonung auf Supersport, aber es stehen auch Retro und Naked Bikes im Vordergrund. Was war Dein erstes Privatauto? Eine Renault 8 Gordini. In französischem „course bleu“ Dein aktuelles Dienstauto? Ein VITARA 1.4 mit Automatik. Privat habe ich auch einen 20 Jahre alten SAMURAI Pick-up. Der ist Hardcore der alten Schule ohne irgendwelche bessere Ausstattung oder Helferlein. Welchen EBEL-Meister erwartet der Eishockeyexperte? Wien, Salzburg, KAC und Linz erwarte ich im Halbfinale. Und dort ist dann alles möglich. In den Play-offs werden die Karten neu gemischt! Und noch eine Abschlussfrage: Dein Lieblingsteam international? Die New York Rangers! Auch weil wir mit Michael Grabner, einem bodenständig gebliebenen echten Superburschen, eine Partnerschaft haben. Er fährt im Sommer daheim Suzuki. Wie wurdest Du sportlicher Leiter beim Salzburger EC? Dazu kam ich durch meinen Freund Gert Zwickl, der damals Trainer des Salzburger EC war. Ich übernahm das Jugendtraining und Sportmanagement. Leider endete die schöne Zeit zu früh durch das wirtschaftliche Aus des SEC. Aber es war eine tolle Erfahrung, NHL-Stars wie Doug Hicks, Tom Roulston und Mike Zanier zu verpflichten oder Michael Rudmann, Peter Znenahlik, Greg Holst, Viktor Schalimow und Sergej Kapustin nach Salzburg zu holen. Wie viel Zeit bleibt Dir für die Familie? Die Familie, meine Frau und mein Sohn, stehen an oberster Stelle. Der Übergang zwischen Job und Freizeit ist ein fließender. Ich bin davon überzeugt, Erfolg im Beruf funktioniert nur mit einem harmonischen Privatleben und umgekehrt. Aber natürlich setzt das sehr viel Verständnis der Familie voraus, wenn es wieder eine 60- oder 65-Stunden-Woche gibt, ein Wochenende „verdorben“ ist und der japanische Kalender auf unseren keine Rücksicht nimmt … * Gerhard Kuntschik ist Ressortleiter für Motor und Motorsport bei den Salzburger Nachrichten und langjähriger Eishockey-Freak und -Berichterstatter. Way of Life 35
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